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- 14.09.2023
„Biodiversität rückt zunehmend in den Fokus von Politik und Finanzindustrie“
In einem Gastbeitrag, der kürzlich auch in der „FINANCE Sonderbeilage – September/Oktober 2023“ erschienen ist, beleuchtet Robert Vielhaber (Director Sustainable Banking Germany bei Crédit Agricole CIB) die Rolle von Banken, Unternehmen und öffentlichem Sektor für den Artenschutz.
Das Thema Artenschutz wird künftig immer mehr Unternehmen bei ihrer nachhaltigen Transformation begleiten. Daher macht es schon heute Sinn, sich gezielt damit zu beschäftigen.
Der weltweite Verlust der biologischen Vielfalt hält unvermindert an. Diese Entwicklung ist ein globales Risiko, nicht nur für die Ernährungssicherheit und die Lebensqualität der Menschen, sondern auch für die Wirtschaft. Der Weltbiodiversitätsrat IPBES (Intergovernmental Platform on Biodiversity and Ecosystem Services) hat in einer Veröffentlichung bereits 2019 festgehalten, dass der Mensch auf gut funktionierende Ökosysteme angewiesen ist. Die Natur stellt zahlreiche Ökosystemleistungen bereit, wie etwa fruchtbare Böden, Nahrungs- und Heilmittel, Trinkwasser oder saubere Luft, reguliert das Klima und bietet den Menschen Erholung. Werden Ökosysteme oder ihre Bestandteile geschädigt, geht damit eine Gefährdung der von der Natur bereitgestellten Leistungen einher.
Biodiversitätsverlust auf Null bringen
Biodiversität rückt deshalb zunehmend in den Fokus von Politik und Finanzindustrie: Bei der Weltnaturkonferenz 2022 haben sich rund 200 Staaten im sogenannten Kunming-Montreal Global Biodiversity Framework darauf verständigt, den Verlust von Biodiversität bis 2030 auf Null zu reduzieren. Dies erfordert, Flächen für den Naturschutz bereitzustellen und die Art und Weise zu ändern, wie die Menschheit produziert und konsumiert. Hierbei haben Regierungen eher einen Fokus auf die Produktion von Gütern, während sich der private Sektor auf den Konsum konzentriert.
Doch wie lässt sich der Finanzierungsbedarf für Biodiversität beziffern? Hier hat das amerikanische Paulson Institute, ins Leben gerufen durch den ehemaligen US-Finanzminister Hank Paulson, Berechnungen angestellt. Laut der Studie wurden 2019 bereits bis zu 143 Milliarden US-Dollar für den Erhalt der Artenvielfalt aufgewendet. Um den Rückgang der biologischen Vielfalt bis 2030 umzukehren, müssen laut Studie allerdings in den nächsten zehn Jahren weltweit jedes Jahr bis zu 967 Milliarden US-Dollar aufgewendet werden.
Artenvielfalt ist Teil der Taxonomie
In der EU gibt es konkrete Ansätze für die Finanzierung. Der Erhalt der Biodiversität ist bereits heute eines von sechs Zielen, die von der EU in der Taxonomie-Verordnung definiert wurden. Dies ist eine gute Basis dafür, dass Banken, öffentliche Institutionen, aber auch Unternehmen den Erhalt der Artenvielfalt gezielt finanzieren, etwa durch Green Bonds oder Green Loans. So hat die Entwicklungsbank IFC, Teil der WeltbankGruppe, 2022 einen Biodiversity Reference Guide erstellt, um Finanzierungen in den Bereichen Landwirtschaft, Fischerei, Abfall und Plastik, Waldwirtschaft oder Tourismus zu fördern. Auch das Green-Bond-Programm der Bundesrepublik Deutschland finanziert Biodiversitätsprojekte. Das Projektvolumen belief sich im Jahr 2020 auf fast einr Milliarde Euro. Die Herausforderung dabei: Der Nutzen einer Investition in den Erhalt der Artenvielfalt lässt sich nicht so einfach bestimmen wie im Bereich Klimaschutz die COi-Einsparung.
Bereits jetzt steigt die Zahl der Unternehmensprojekte mit diesem Fokus. Daher ist zu erwarten, dass auch das Volumen an Biodiversitätsfinanzierungen in den kommenden Jahren zunehmen wird. Banken, Unternehmen und dem öffentlichen Sektor kommt dabei eine wichtige Rolle zu: Durch das gezielte Finanzieren von Projekten können sie zum Schutz der biologischen Vielfalt einen wesentlichen Beitrag leisten. Für Unternehmen ist es heute schon sinnvoll, sich gezielt mit Biodiversität zu beschäftigen.